In Inneren der Kirche
Beim Betreten der Kirche durch das Westportal gelangt man ins Erdgeschoss des Turmes, das durch sein strenges Kreuzrippengewölbe und kleine Kopfkonsolen an eine Vorhalle erinnert. Der Schlussstein des Gewölbes zeigt das Rauenthaler Wappen mit dem Stab des Antonius und dem Mainzer Doppelrad.
In der Mitte des Raumes steht der oktogonale Taufstein, der wohl noch aus der ursprünglichen Ausstattung um 1490 stammt. Das Becken mit Vierpass-Blend-Maßwerk stammt aus dieser Zeit, der Fuß aus dem späten 17. Jahrhundert und der Deckel wurde 1966 hinzugefügt.
In den Fenstern von 1934 sind die Weinheiligen Urban und Johannes der Evangelist dargestellt. Die Reste der gotischen Farbfassung sind in der linken Fensternische sichtbar. Ein schmiedeeisernes Gitter aus dem Jahr 1992 führt ins spätgotische Kirchenschiff.
Im Langhaus stützt sich das Sterngewölbe mit doppelt gekehlten Rippen aus rotem Sandstein auf Rundkonsolen, teilweise mit Wappenschildern. Die Gewölberippen enden in drei Schlusssteinen, die von West nach Ost die Jahreszahl 1492 und den Namen des damaligen Pfarrers Wilhelmus Wilhelm von Bärstadt zeigen.
Ein Schlussstein zeigt den hl. Antonius mit Glöckchenstab und Schwein. Südlich des westlichen Schlusssteins befindet sich auf einer Gewölberippe ein Wappen mit dem Meisterzeichen eines Steinmetzes, das auch in Kiedrich an der Kanzel zu finden ist. Alle Spitzbogenfenster sind zweiteilig mit Fischblasenmaßwerk.
Die Seitenwände des Langhauses zeigen die vierzehn Bilder des Kreuzwegs von August Martin aus dem Jahr 1923.
An der südlichen Stirnwand des Kirchenschiffs befindet sich ein barocker Seitenaltar, der der hl. Anna geweiht ist. Dieser Altar geht vermutlich auf eine Stiftung des Oberschultheißen Johann Georg Hoffmann aus dem Jahr 1720 zurück. Der Aufbau des Altars besteht aus poliertem Nussholz und wird von Rundsäulen getragen, mit einem Medaillonbild im Auszug abgeschlossen. In der Retabelnische zeigt eine figürliche Darstellung die sitzende Anna, die ihrem Kind Maria auf dem Schoß die Schrift präsentiert. Neben ihr sind der hl. Joachim, der Ehemann Annas, mit einem aufgeschlagenen Buch, und gegenüber der hl. Josef, der das Jesuskind mit einer Erdkugel im Arm hält, abgebildet. Die gesamte Darstellung symbolisiert die Erlösungsgeschichte zwischen altem und neuem Bund.
Das Medaillonbild zeigt den hl. Franziskus in mystischer Umarmung mit dem Jesuskind. Rechts davon befindet sich das Epitaph der Familie Butzfeld von 1743, aus schwarzem Marmor mit einer Wappenkartusche und dem Allianzwappen der Familien Butzfeld und Hepp.
Gegenüber auf der Nordseite ist der 1710 geschaffene barocke Marienaltar im Langhaus, gestiftet von Johann Gerhard Münch, einem Mainzer Domorganisten mit großem Besitz in der Gemeinde. Münch gilt als die bedeutendste Stifterfigur der Rauenthaler Kirche. In der Retabelnische ist die Muttergottes in Triumphhaltung mit Krone auf dem Haupt dargestellt, die in der rechten Hand ein Zepter und in der linken das Jesuskind in Benediktionshaltung mit Erdkugel hält. Maria steht auf einer Erdkugel über der Schlange und wird so als die neue Eva, die das Böse besiegt, dargestellt.
Zur Rechten steht die hl. Katharina mit ihren Marterwerkzeugen Rad und Schwert, zur Linken die hl. Barbara mit Kelch und Martyrerpalme – die Namenspatroninnen von Münchs beiden Ehefrauen. Im Medaillon ist ein Brustbild des hl. Johannes Evangelist zu sehen.
An der Nordwand des Langhauses befindet sich das Epitaph des Grafen Louis Joseph Francois von Sartiges (†1837). Das klassizistisch gestaltete Epitaph aus grauem Marmor hat ein Satteldach mit einer Wappenkartusche aus weißem Marmor. Von Reliefsäulen eingerahmt, trägt es in der Mitte eine weiße Marmortafel mit einer Grabinschrift.
Ebenfalls steht in einer ehemaligen Wandnische die 1654 von Hans Eschbach gestiftete barocke Pieta, die 1971 mit Marmortafeln versehen wurde, auf denen die Namen der Weltkriegsgefallenen und Vermissten verzeichnet sind.
Darüber hängt ein großflächiges Ölgemälde der Beweinung Christi, gestiftet von Jacob Münch 1684. Die Darstellung zeigt Maria, Maria Magdalena, Nikodemus und Josef von Arimathäa um den Leichnam Christi, Porträts von Münchs Familienangehörigen.
Links davon befindet sich eine Rokokofigur der Muttergottes, die 1742 von der Familie Serger gestiftet wurde. Maria steht auf einer Schlange, die eine Erdkugel umfasst, und hält das Jesuskind im Arm. Die Mondsichel und der Sternenkranz über dem Kopf deuten auf die Offenbarung des Johannes (12,1-6) hin.
Über der Tür zur Turmtreppe hängt ein barockes Ölbild unbekannter Herkunft, das einen mit Ketten gefesselten Menschen im Fegefeuer zeigt und die Gefahr des ewigen Todes verdeutlichen soll.
Die im 17. Jahrhundert errichtete Empore an der Westwand des Langhauses war ursprünglich hufeisenförmig, wurde aber 1956 auf die heutigen Maße einer die Breite des Langhauses ausfüllenden Längsempore verkürzt.
An der Stirnseite sind vierzehn Brüstungsbilder angebracht, die Heilige in Szenen aus deren Leben zeigen.
Am Scheitel des spitzen Triumphbogens ist ein großes Holzkreuz mit Corpus aufgehängt, gefertigt 1691 von Christian Rosaller. Das Kreuz wird von einer Wolke mit zwei Puttenköpfen getragen.
Der Schlussstein im Chor zeigt eine Schwurhand.
Im Chor steht der 1691 errichtete Hochaltar aus poliertem Nussbaumholz. Der Aufbau stammt von Balthasar Seydel und Bildhauer Christian Rosaller, die Bilder von Gregorio Pickard. Die Stiftung geht auf Johann Adam Münch zurück. Das Bild auf dem Antependium der Mensa zeigt zwei Hirsche an einer Wasserquelle vor einem mit Pflanzenornamentik bemalten Hintergrund (nach Psalm 42,2). Der Tabernakelaufbau mit vier Rundsäulen und einem Baldachin wird von einem Lamm gekrönt. Doppelte Rundsäulen flankieren das Altarblatt mit der Darstellung der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, eine Kopie eines Barockgemäldes nach Guido Reni aus dem Jahr 1920.
Die Wappenkartusche über dem Bild trägt die Initialen des Stifters Johann Adam Münch und die Jahreszahl 1691. Rechts und links des Aufbaus befinden sich Holzfiguren der Kirchenpatrone: Antonius Eremitus mit Glockenstab, Buch und Schwein sowie Johannes d.T. mit Buch und Lamm. Nach oben wird der Altar mit einem Medaillon abgeschlossen, das den hl. Franziskus im Moment der Stigmatisation zeigt, gekrönt von einem geschweiften Giebel mit Ornamentschnitzerei.
An der alten Sakristei erstreckt sich die Orgelbühne. Bereits 1702 ist eine Orgel in der Kirche nachweisbar, ebenfalls eine Stiftung Johann Gerhard Münchs (abgerissen 1899). Die Orgel war zunächst auf der Empore und wurde 1954-56 an den heutigen Standort versetzt. 1977 wurde eine neue Orgel mit 18 Registern der Firma Oberlinger errichtet.
Neben dem Hochaltar auf der Nordseite des Chores befindet sich ein spätgotischer Leuchtertisch, ein wahrhaftes Kleinod der spätgotischen Schmiedekunst. Der dreibeinige, gedrehte Fuß trägt vier sechseckige Kerzenreifen mit 103 Kerzenhaltern, die in einer Kreuzblume auslaufen.
Der Zelebrationsaltar aus Aluminiumguss wurde 1974 von der Firma Jost in Georgenborn zusammen mit dem Ambo und der Tür am Südportal errichtet
An der Seite steht das bedeutendste Kunstwerk aus der Erstausstattung der Kirche, eine aus Lindenholz geschnitzte Traubenmadonna aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Sie wurde 1992 restauriert.
Maria, auf einer Mondsichel stehend, trägt einen weiten Mantel über einem glatt anliegenden Kleid.
Unter dem Brustausschnitt des Kleides befindet sich ein Brustlatz, der dem Meister der Figur den Namen "Meister mit dem Brustlatz" gegeben hat.
Auf ihrem linken Arm hält sie das nackte Jesuskind, dem sie mit ihrer rechten Hand eine Traube reicht, was als Anspielung auf sein späteres Leiden hinweist.
Daneben befindet sich auf einem schmiedeeisernen Leuchterarm aus der Entstehungszeit der Kirche das Ewige Licht.